Fast-Fashion vs. Fair-Fashion
Am vergangenen Montagabend fand ein Themenabend zu Fast Fashion vs. Fair Fashion statt.
Theresa Haschke von der Christlichen Initiative Romero (CIR) aus Münster brachte dazu ein paar Daten und Fakten zur Fast-Fashion-Industrie mit, die im Rahmen einer Studie im Dossier „Fast Fashion – eine Bilanz in 3 Teilen“ im Dezember 2020 veröffentlicht wurden.
Wusstet ihr, dass sich der Konsum von Kleidungsstücken seit dem Jahr 2000 bis 2015 verdoppelt hat? 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr werden pro Person in Deutschland gekauft. Und während die Kosten für Telefongeräte (+6,4 %), Strom (+3,4 %), Körperpflegeprodukte (2,6 %) und Nahrungsmittel (+1,9 %) zwischen 2000 und 2016 angestiegen sind, sind die Kosten für Kleidungsstücke mit nur (+0,1 %) nahezu gleichgeblieben. Daneben sind die negativen Umweltauswirkungen durch die Textilindustrie weiterhin gravierend: Hoher Wasserverbrauch im Fertigungsprozess und beim Anbau von Baumwolle, Mikrofasern aus Polyesterkleidung werden zu Mikroplastik beim Waschen und gelangen in Flüsse und Meere, hoher CO2-Ausstoß in der gesamten Wertschöpfungskette und so weiter. Daneben stehen zudem die schlechten Arbeitsbedingungen und niedrigen Löhne für die vor allem weiblichen Beschäftigten, die in der Bekleidungsindustrie in Asien arbeiten. Auf die Frage, ob es denn nicht gut sei, Produkte im Sale zu kaufen und diese somit vor dem Wegwerfen zu bewahren, klärte Theresa Haschke auf: „Es gibt Produkte, die werden nur für den Ausverkauf produziert.“
Dennoch beginnt sowohl in der Gesellschaft als auch bei Unternehmen ein Umdenken und es kommen vermehrt Produkte auf den Markt, die ökologischen und sozialen Standards der vielen Labels genügen. Doch was bedeuten diese Standards und Label? Auch hierfür hatte Theresa Haschke die passenden Infos parat, die CIR selbst auch mitentwickelt hat: Der Labelchecker. Dort werden nicht nur die sozialen Kriterien wie bspw. existenzsichernde Löhne (anstelle von Mindestlöhnen), sondern auch ökologische Kriterien wie bspw. Verzicht auf Einsatz von Pestiziden sowie die Glaubwürdigkeit dieser beiden Kriterien, d.h. z.B. unabhängige Audits und Prüfungen, gekennzeichnet.
Die Bandbreite der Dinge, die wir als Verbaucher:innen tun können, ist groß: vom bewussten Einkauf (Brauche ich das Produkt wirklich?), über die Wertschätzung von Kleidungsstücken (lange tragen, schonend und möglichst selten waschen, flicken), Secondhand oder Fair einkaufen und dabei auf Labels achten. Diese Schritte sind gut und wichtig, dennoch ist auch politisches Engagement, die Förderung von Aufmerksamkeit auf die negativen Einflüsse der Fast-Fashion-Industrie und Bildung im Bereich der nachhaltigen Entwicklung nötig, damit auch bei politischen Entscheidungsträger:innen ein Umdenken einsetzt und sich durch neue Gesetze auch bei den Unternehmen langfristig etwas ändert.
Mit Keith Gelfert von SHOEZUU aus Gelsenkirchen und Tim Kirchner und Nils Jäckl von AMBIKOYA aus Recklinghausen kamen anschließend zwei junge Unternehmen aus dem Ruhrgebiet zu Wort. Beide haben sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben. Sie berichteten von ihren Konzepten und Ideen zur Gestaltung einer nachhaltigeren und regionaleren Textilwirtschaft.
Während SHOEZUU mit dem Versandhandel begonnen hat, bietet das Unternehmen nun auch einen Lagerverkauf an und hat ein eigenes Label gegründet. Die Schuhe werden zum Großteil in Spanien und Portugal produziert. Und auch mit nachhaltigen Materialien experimentiert das Unternehmen, um z.B. ein pflanzliches Lederimitat anbieten zu können. Da gibt es bereits Materialien aus Ananasfasern der Ananaspflanze, aber auch Schuhe aus PET-Flaschen und Apfelsaftresten.
AMBIKOYA legt neben öko-sozialen Standards auch hohen Wert auf lokale Produktion. Die Herrenunterwäsche wird in Nordrhein-Westfalen in Handarbeit hergestellt.
Fazit des Abends „Es ist schön die Gesichter hinter den Unternehmen kennenzulernen und toll, dass es solch mutige Unternehmen auch hier in Gelsenkirchen gibt!“ Dem können wir nur zustimmen.
Einige Label, öko-soziale Unternehmen aus dem Ruhrgebiet und Tipps und Tricks rund um Bekleidung haben wir für Euch auf einem Handout zusammengefasst.

Theresa Haschke von der Christlichen Initiative Romero (CIR)

Keith Gelfert von SHOEZUU

Auswahl an veganen Schuhen von SHOEZUU

Tim Kirchner und Nils Jäckl von AMBIKOYA