Ein Reallabor ist eine mittlerweile beliebte Forschungsmethode in der sozial-ökologischen Forschung und dient im Sinne der nachhaltigen Transformation der Überprüfung und Entwicklung von Thesen und Konzepten. Reallabore sind Räume, in denen Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Unternehmen und öffentliche Verwaltungen gemeinsam nachhaltige Lösungen für Zukunftsfragen erarbeiten und erproben. Im Gegensatz zu Experimenten im Labor, gibt es im Reallabor Rahmenbedingungen, die nicht oder kaum kontrollierbar sind und von den Initiator:innen situationsspezifisches Wissen und Handeln, Flexibilität z.B. bei den Zielen und einen ergebnisoffenen und informellen Prozess verlangen.

Bei der Umsetzung der Reallabore im Rahmen unseres Forschungsprojektes UrbaneProduktion.Ruhr arbeiten wir auf drei Ebenen:

Wir stellen Räume für die Reallabore her und bereit, die im Stadtteil eine Bedeutung haben, zur lokalen Identität beitragen, un- oder unternutzt sind, gute Standortbedingungen haben und eine gute Atmosphäre bieten.

Wir binden eine Vielfalt an Akteur:innen ein und schreiben Beteiligungsprozessen eine besondere Bedeutung zu. Die Integration, Aktivierung und Qualifizierung von heterogenen Akteur:innen sind Kernbestandteil unserer Reallabore mit dem Ziel Urbane Produktion in die vorhandenen Stadtentwicklungsprozesse zu implementieren.

Wir regen Prozesse an, in dem wir unterschiedliche Veranstaltungsformate gemeinsam mit dem Akteur:innen realisieren. Die Vielfalt an Themen und Methodiken ermöglicht niederschwellige Zugänge, begünstigt Austausch und Netzwerk, schafft positive Erlebnisse und Gemeinschaft und trägt so dazu zur Initiierung gemeinschaftlicher, neuer Handlungen bei.

Das „LutherLAB Festival der Urbanen Produktion“ in Bochum-Langendreer

Im Herbst 2017 erstrahlte die alte Lutherkirche in Langendreer/Alter-Bahnhof in neuem Licht. Nach fünf Jahren Leerstand wurden die Flügeltüren wieder aufgeschlossen und der Staub der alten Zeiten wich Holzspäne, Kaffeepulver und Machergeist. Was ist passiert? Die entweihte Kirche wurde vom Team UrbaneProduktion.ruhr in Kooperation mit dem Kulturzentrum Bahnhof Langendreer zum offenen Ort der Produktion ausgerufen. Zwei Monate lang konnten sich Besucher:innen ausprobieren in DIY-Workshops, Fahrradwerkstatt und Co-Working. Inspirierende Vorträgen und Cafézeiten boten die Möglichkeit, sich auszutauschen und die Idee der Urbanen Produktion kennenzulernen. Das Kirchengebäude wurde durch das LutherLAB zu neuem Leben erweckt. Im Anschluss an Veranstaltungen zur Zukunft des Kirchengebäudes, gründete sich der Verein LutherLAB e.V., der seit dem neue Nutzungen erprobt und ein tragfähiges Konzept entwickelt, das die Themen Nachbarschaft, Nachhaltigkeit und Produktion verknüpft.

Hier geht’s zur Website vom LutherLAB.

Das „WatCraft“ in Bochum-Wattenscheid

In einem leerstehenden Ladenlokal in der Hochstraße in Wattenscheid haben wir am 16. Februar 2019 das Pop-Up-Lokal WatCraft eröffnet. Bis zum 23. Mai 2019 fanden im WatCraft zahlreiche Veranstaltungen und Workshops rund um die Themen Urbane Produktion und Selbermachen statt. Gemeinsam mit Bürger:innen, lokalen Institutionen und Unternehmen haben wir das Thema Urbane Produktion im Stadtteil verankert. Durch die Zwischennutzung und gemeinsam mit der Kulturinitiative Mittendrin und Biermacher Gerhard Ruhmann haben wir 2020 den Verein WatWerk gegründet, der seit Mitte 2020 die Gaststätte „Wiesmann’s“ zu einem Ort für Produktivität, Kultur und Genuss entwickelt.

Hier geht’s zum Wiesmann’s.

 

Urbane Produktion im Reallabor
Bunse, Jan; Meyer, Kerstin (2018). In: Schaefer, Sigrid / Lindner, Alexandra / Schröder, Heike / Dangel, Daniel (Hrsg.): Quartiersforschung im Fokus der Wohnungswirtschaft: Trends und Entwicklungsperspektiven. Lemgo: Rohn, S. 99-112, online verfügbar unter https://www.iat.eu/aktuell/veroeff/2018/meyer01.pdf